Palliative Care
Palli
Palliativmedizin (Palliative Care) in der Neuro-Onkologie
Die tumorspezifischen Therapien in der Neuro-Onkologie zielen direkt auf einen Tumor des zentralen Nervensystems (ZNS) und haben die Lebenszeitverlängerung und, sofern die Art des Tumors dies erlaubt, auch eine Heilung als Hauptziele.
Die Palliativbehandlung stellt Massnahmen zum Erhalt der Lebensqualität in den Vordergrund. Bei den meisten Tumoren des ZNS, insbesondere aber bei fehlenden Heilungsmöglichkeiten sollten beide Behandlungskonzepte Hand in Hand gehen. Die Palliativbehandlung ist somit nicht auf die letzte Lebensphase im Sterben begrenzt, sondern kann schon früh zur Kontrolle von Symptomen der Tumorerkrankung oder von Nebenwirkungen der Tumorbehandlung einsetzen.
Im Verlauf einer Tumorerkrankung können sich die Symptome wie auch die Bedürfnisse von PatientInnen verändern. Eine umfassende Betreuung setzt die Möglichkeit einer Anpassung von Massnahmen der tumorspezifischen oder palliativen Behandlung an wechselnde Verhältnisse voraus. Um diese Aufgabe zu bewältigen, arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen. Neben ÄrztInnen verschiedener Fachdisziplinen sind hier HausärztInnen mit profunder Kenntnis des Patienten und seiner Lebensumstände, Pflegekräfte im Spital und in der Spitex, SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen aus Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie, SeelsorgerInnen und Psycho-OnkologInnen gefordert.
Tumoren des ZNS können sich mit sehr unterschiedlichen Symptomen manifestieren, die gezielt angegangen werden können.
Kopfschmerz
Spezifische Kopfschmerzen bei Tumoren des ZNS können als Folge eines Druckanstiegs im knöchernen Schädel durch den raumfordernden Effekt eines Hirntumors mit erhöhtem Hirndruck auftreten. Auch eine Behinderung des freien Flusses des Nervenwassers oder des Blutabflusses aus dem Gehirn kann Kopfschmerzen verursachen. Kopfschmerzen können aber auch als Nebenwirkung der Tumorbehandlung, z.B. nach eine Operation oder Bestrahlung eines Hirntumors auftreten. Nicht zuletzt können Tumorpatienten an gewöhnlichen Migräne- oder Spannungskopfschmerzen leiden, ohne Zusammenhang mit dem Hirntumor. Zur Behandlung stehen Schmerzmittel zur Verfügung. Cortison kann bei Hirndruck zur Abschwellung und zu einer Linderung der Beschwerden beitragen. Zur Wiederherstellung des Nervenwasserflusses kann auch ein operativer Eingriff erwogen werden.
Übelkeit und Erbrechen
Wenn Übelkeit und Erbrechen zusammen mit Kopfschmerzen auftreten, ist häufig der erhöhte Hirndruck ursächlich. Daneben können Übelkeit und Erbrechen auch als Folge einer Chemotherapie oder Bestrahlung auftreten. Es stehen verschiedene Medikamente (Antiemetika) zur Behandlung zur Verfügung.
Epileptische Anfälle
Hirntumoren können sich mit epileptischen Anfällen äussern. Dabei reicht das Spektrum an Anfällen von kleinen Anfällen mit z.B. einer kurzdauernden Übelkeit oder Fühlstörung bis hin zu grossen Anfällen mit Bewusstseinsverlust und Zuckungen am ganzen Körper. Solche epileptischen Anfälle können sehr belastend für den Patienten und seine Angehörigen sein. Mit anfallsunterdrückenden Medikamenten kann die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen Anfalls wirkungsvoll gesenkt werden. In der letzten Lebensphase, wenn die Wachheit reduziert oder der Schluckakt gestört ist, werden häufig Benzodiazepine zur Behandlung und Vermeidung von epileptischen Anfällen eingesetzt.
Fatigue
Die Fatigue beschreibt eine körperliche und geistige Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit. Die Fatigue kann durch den Tumor und die Tumorbehandlung bedingt sein und ist ein häufiges Symptom bei Tumorpatienten. Nach anderen Ursachen für eine Leistungsminderung wie z.B. Blutarmut, Schlafstörung, Störung des Hormonhaushalts oder Medikamentennebenwirkungen muss gesucht werden. Die Behandlung der Fatigue gestaltet sich schwierig. Die medikamentösen Möglichkeiten sind begrenzt. Häufiger können Anpassungen des Lebensstils und Allgemeinmassnahmen wie regelmässiges angepasstes körperliches Training zu einer Besserung beitragen.
Fokale neurologische Symptome und Einschränkungen der Denkleistung
Das zentrale Nervensystem ist an der Steuerung aller Lebensvorgänge beteiligt. Daher können beispielsweise Lähmungen, Fühlstörungen, Störungen des Gehens oder des Schluckens als Tumorfolge auftreten. Durch das Tumorwachstum, aber auch als mögliche Nebenwirkung der Tumorbehandlung können zudem Einschränkungen der Denkleistung auftreten. Dies betrifft z.B. eine Einschränkung des Gedächtnisses, der Sprache, oder eine Veränderung der Persönlichkeit der PatientInnen. Neben der Behandlung der Ursache für diese Funktionsdefizite stehen Massnahmen zum Funktionserhalt und zur Erleichterung der Fürsorge und Pflege im Vordergrund. Dabei spielen die Logopädie zum Sprachtraining/Schlucktraining, die Ergotherapie zum Erhalt der Selbständigkeit und die Physiotherapie zum Erhalt der Mobilität eine wichtige Rolle. Daneben sind pflegerische Massnahmen wichtig, um die PatientInnen zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung zu versorgen.
Psycho-onkologische Aspekte
Die Diagnose eines Tumors des Gehirns bringt häufig einen bedeutenden Einschnitt in der bisherigen Lebensführung mit sich. Daraus können Ängste und Unsicherheiten bei PatientInnen und Angehörigen entstehen. Hier kann eine psycho-onkologische Gesprächstherapie eine Erleichterung im Umgang mit der Erkrankung und damit verbundenen Ängsten bringen. Gleichzeitig kann der Bedarf für unterstützende medikamentöse Massnahmen wie der Einsatz von Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva ermittelt werden.